»Unglaublich schlagfertig« – 16. April 2007 / Frankfurter Rundschau

Frankfurter Rundschau, 16.04.2007
„Unglaublich schlagfertig“
Subitos Spiel im Gallustheater
VON JAMAL TUSCHICK
Dieser Sommer hat es eilig. Er drängt sich auf wie ein Einfall, dessen possenhafter Charakter sich listig verbirgt. In seinem Einzugsgebiet hört man drei kleine, Eintracht-Accessoires niedlich mit sich herumtragende, diese an sich zu einer Art Karnevalskostümierung werden lassende Mädchen lauthals singen: „Wir sind alle Frankfurter Jungs“. Nicht weniger einnehmend absurd ist das auf hohem Niveau improvisierte Spiel von Subito im Gallus Theater. Die Theatertruppe aus Wiesbaden beteiligt das Publikum an der Auflösung eines von den Unwägbarkeiten der interaktiven Anlage des Stücks zwangsläufig ins Groteske gewendeten Mordfalls mit zwei Toten. Nichts könnte sich bei solch einer Schelmenübung glücklicher fügen als ein von Zuschauern zum Gelben Engel bestimmter Täter namens Heinz. Als geknechteter ADAC-Mechaniker mit Killerinstinkt macht Bernhard Mohr in „Rotecke“ mit. Dem athletischen Graukopf fallen die dynamischsten Anteile der Stehgreif-Inszenierung zu; die im Übrigen so ausgefeilt wirkt, dass man den Eskapismus unwillkürlich in Zweifel zieht, mit dem das Ensemble sich tatsächlich der Situation stellt.Die Schlagfertigkeit der Akteure ist jedenfalls unglaublich. Offenbar hängt die Stringenz des Stücks von wenigen Faktoren ab. An allem anderen sind die Unbedarften auf der Tribüne mit Vorschlägen und Stichworten beteiligt. Sie geben den Ton an, wenn es um Namen und Berufe der Verdächtigen geht.

Diesmal stellt Wolfgang Vielsack als Johnny McGregor einen Bäcker am Fließband dar – und als Matthias Schrader den miesen Chef aller Frankfurter Automobilclubmitarbeiter. Helga Liewald bringt als Elena Carlson retroschicke Mode an den Mann. Ihr schmeckt Thunfisch besonders gut, das verlangt ein Stichwort. Ein anderes schreibt Heinz eine Leidenschaft für Bienen vor. Sein zudem noch pantomimisch auf der Bühne errichtetes Imkerparadies ist auch ein Waffenarsenal – und der Schauplatz des Showdowns.

Die resolut auftretende Kommissarin Ulrike Schlosser (Christiane Krüger-Blum) und ihr Kollege Guido Madressa (Peter Fischer) überführen am Ende aller Turbulenzen den Mechaniker als Mörder. Michael Bibo spielt dazu in Ennio-Morricone-Manier Piano.

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