Allgemeine Zeitung Mainz, 13.07.2004 | |
Ohne Text und Regie: „Subito!“ mit Improvisationstheater bei „Völker´s“ Vom 13.07.2004 OPPENHEIM Einen ausgesprochen frischen und unterhaltsamen Theaterabend präsentierte die fünfköpfige hessische Schauspieltruppe „Subito!“ im Rahmen der Kulturwoche im Wein- und Sekthaus „Völker´s“. Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Eisen |
|
Frisch und unverbraucht präsentierte sich die „Subito!“-Truppe. Foto: hbz / Michael Bahr | |
Die Schauspieler nehmen ihren Namen wörtlich, denn „Subito!“ kommt aus dem italienischen und steht für „plötzlich, sofort“. Ihr Spiel folgt keinem Drehbuch, beinhaltet keinen auswendig gelernten Text, folgt keiner Regie. Gespielt wird, was einem gerade einfällt. „Alles passiert aus dem Moment heraus“, sagt Schauspielerin Helga Liewald.
Mit der Unterstützung des Publikums legt die Truppe auf der Bühne spontan den Rahmen der Szene fest, lässt sich zum Beispiel acht Gefühle und den Beruf des Großvaters väterlicherseits zurufen und stellt daraufhin ein arbeitsloses Schusterehepaar dar, welches zuerst verzweifelt über die berufliche Perspektive ist, dann über die neu gewonnene Freizeit in Euphorie ausbricht und kurz darauf in ein lustiges Liedchen über die Zehen der erschienenen Kundin einfällt. Der Reiz dieses spontanen, ungeplanten Theaters liegt für Helga Liewald auf der Hand. „Man muss sich nicht festlegen“, sondern spiele immer nur das, „worauf man gerade Lust hat“. Keine Aufführung kann sich je wiederholen, jeden Abend steht etwas anderes auf dem Programm. Was, wissen die Schauspieler selbst nicht. Erfinder des so genannten Improvisationstheaters ist der Engländer Keith Johnstones. Er erfand Übungen zur Förderung der Kreativität mit festgelegten Regeln, an die sich der Schauspieler halten muss. Ein Beispiel hierfür war die Darstellung eines Ehepaares von Wolfgang Vielsack und Helga Liewald. In ihrem fiktiven Haushalt war die Spülmaschine ausgelaufen. Ihren Dialog unterstütze Christiane Krüger-Blum, indem sie die angefangenen Sätze ihrer Kollegen spontan beendete und ständig zwischen den Rollen wechselte. Durch das Improvisationstheater gewinnt das Publikum eine neue Funktion, es genießt nicht nur die Aufführung, sondern gestaltet sie aktiv mit. So gibt das Publikum die Idee und damit den Kern der folgenden Szene an, eröffnet sie mit dem Startkommando „5,4,3,2,1 los!“ und spielt passiv oder aktiv mit. Dem Publikum gefällt diese neue Rolle, von Szene zu Szene wird es aktiver und souffliert den Schauspielern. Für alle, die Gefallen an diesem vielfältigen Genre gefunden haben, lohnt sich die Homepage der Truppe: www.subito54321los.de. |