Aar-Bote, 22.11.2005 |
Erbschaft eines Hauses ermöglichte Eröffnung Frauenhaus feiert 20-jähriges Bestehen |
Von Irmgard Reichel
BAD SCHWALBACH Sein 20-jähriges Bestehen feierte das Frauenhaus mit einem vielseitigen Programm in der Stadthalle. Dort trafen sich ehemalige Bewohnerinnen und ihre Kinder sowie ehemalige Mitarbeiterinnen, von denen einige auch später das Programm mit gestalteten. Eine Aktionswand lud zur kreativen Gestaltung ein. Das war auch ein Programmpunkt der sieben jugendlichen Betreuer, die mit den Kindern bastelten und spielten. Eine Ausstellung informierte über Entstehen und Entwicklung des Frauenhauses und dessen 1997 gegründeten Förderkreis. Zu Beginn begrüßte Ilse Gießer, Leiterin des Frauenhauses die große Zahl von Gästen, darunter Bürgermeister Michael Kalhoff. Durch das Programm führte die ehemalige Leiterin Jutta van den Boom. Betroffenheit und Bestürzung löste das Spiel des Improvisationstheaters „Subito“ aus. In verschiedenen Rollen und Zeitebenen brachten „Ilse“ und „Friedrich“ Beziehungs-Situationen nachvollziehbar nahe. Diese wiederholten sich in erschreckender Weise in der Folgegeneration trotz der ernst gemeinten Vorsätze, „wir machen alles anders“. Von Formen häuslicher Gewalt sei jede dritte Frau betroffen, sagte Gießer, „in allen gesellschaftlichen Schichten“. Allerdings werde die Gewalt, die in 90 Prozent von Männern ausgeübt werde, in Villen und freistehenden Häusern nicht so wahrgenommen wie etwa die aus Mietwohnungen. Im übrigen werde meist weggehört und weggeguckt. Entgegen der immer noch verbreiteten Meinung, familiäre Gewalt sei eine Privatangelegenheit, handele es sich um ein gesellschaftlich relevantes Problem. Anstoß zur Errichtung eines Hauses für Frauen in Not gab Mitte der 80er Jahre Bischof Kamphaus bei einem Besuch in Bad Schwalbach, erläuterte Otmar Hicking, Vertreter des Caritasverbandes. Glücklicherweise war der St. Elisabeth-Gemeinde ein Einfamilienhaus testamentarisch vermacht worden, so konnte das Frauenhaus am 2. Oktober 1985 eröffnet werden. Doch war dessen Finanzierung ständig gefährdet und die Schließung im Jahr 2004 durch die Streichung der Landesmittel greifbar nahe. Doch in gemeinsamem Einsatz von Initiatoren zur Weiterführung und Geldspenden konnte „die existentiell gefährdete Situation gemeistert werden“. In Ansprachen der Vorsitzenden des Förderkreises, Leonore Wagner, des stellvertretenden Leiters des Caritasverbandes Rheingau-Untertaunus, Andreas Müller, und des Pastoralreferenten Paul Muntetschiniger kamen die Bereitschaft zur weiteren Begleitung und Unterstützung zum Ausdruck „das Haus noch zukunftsfähiger zu machen“. Dass dies auch in der Vergangenheit schon für die Zukunft tragend erfahren wurde, vermittelten eine ehemalige Bewohnerin und deren Tochter. Die jetzt 16-Jährige hatte kürzlich vom Bildungsministerium Rheinland-Pfalz für vorbildliche Haltung und beispielhaften Einsatz in der Schule für von häuslicher Gewalt betroffene Kinder eine Auszeichnung erhalten. Nach einer Pause boten zehn Frauen des Vokalensembles „Cantando Cantabile“ enormes gesangliches Potential. Die gemischte Trommlergruppe „Midlaut“ wartete mit „Afrikanischen High-Life-Rhythmen“ auf. |