»Ungeplant und voller Witz« – Wormser Zeitung, 14.05.12

Wormser Zeitung, 14.05.2012
„Ungeplant und voller Witz“14.05.2012 – WORMS
Von Christian MayerLINCOLN Improvisationstheater „Subito“ agiert mit den Zuschauern


Valerie Lecarte und Bernhard Mohr bewiesen nach Zuschauerzurufen
auch mit körperlichem Einsatz ihr Können. Foto: pa/Balzarin

Dieser Abend im Lincoln-Theater war so nicht geplant – genauso wenig wie alle anderen Abende, an denen die Gruppe „Subito“ auftritt. „Subito“ steht für Improvisationstheater. Aufmerksame Lincoln-Fans werden die Theatergruppe bereits aus den letzten Jahren kennen, in denen sie erfolgreich mit ihrem Impro-Krimi auf der Kleinkunstbühne aufgetreten sind.Dieses Jahr kamen sie wieder – am Samstagabend erstmals unter der Regie des neuen „Trägervereins Lincoln Theater“, der seit 1. Mai die Herrschaft über das Lincoln hat. Die Schauspieler Bernhard Mohr, Helga Liewald und Valerie Lecarte präsentierten eine Art „Medley“ aus all ihren Improvisationsspielen. Das heißt, der Abend hatte keinen roten Faden, wie das bei den „Subito“-Krimis der Fall war, sondern er bot viele kleine Spielchen, auf deren Inhalt das Publikum aktiv Einfluss nehmen konnte.„Was sind denn aktuelle Tagesthemen in Worms, die die Bürger hier bewegen?“, fragte Bernhard Mohr gleich zu Beginn. Verblüffend: Immer wieder griffen die Akteure in ihrem über zweistündigen Programm diese Themen auf. „Es fehlt ein geschlossener Fahrradverleih“, sagte einer. „Der Zugang zum Hagenbräu lässt zu wünschen übrig“, ein anderer. „Zu viele Baustellen generell“, war auch zu hören. Eigentlich wäre das eine gute Gelegenheit für alle Wormser Politiker gewesen, einmal zu erfahren, was den Bürgern auf dem Herzen liegt. Im „Replay“-Spiel griffen die Akteure von „Subito“ das Thema der geschlossenen B9 auf und ließen in einer Art Psycho-Thriller – das war vom Publikum so gewünscht – einen genervten Anwohner auf die Barrikaden gehen. Die aberwitzigsten Szenen entstanden dabei wie aus dem Nichts.Im nächsten Spiel, einem Spezialisten-Vortrag – „Wir haben schließlich alle ein Silvester lang studiert“, so Helga Liewald – durften die Zuschauer wählen, wer welche Charaktereigenschaften besitzt. So kam ein Expertenvortrag über Bärlauch zustande, bei dem Lecarte lispelte, Mohr stumm und beleidigt war und Liewald eine penible Sächsin spielte.Für das nächste Spiel fragte Helga Liewald das Wormser Publikum nach Gefühlen. „Trauer“, „Reue“, „Gleichgültigkeit“ bekam sie zu hören, worauf sie unkte: „Gibt’s denn keine schönen Gefühle in Worms?“ Aber – bestellt ist bestellt – das Spiel ging los und die Schauspieler wechselten binnen Sekunden mit einer faszinierenden Wandlungsfähigkeit von Gefühl zu Gefühl.Zum Schluss wurde das Publikum noch stärker mit einbezogen: Zwei Freiwillige aus dem Publikum durften die Akteure wie Marionetten „steuern“ und sie über die Bühne scheuchen, während diese dazu den passenden Text improvisieren mussten.

Das Publikum hatte ordentlich Spaß und verlangte lauthals nach einer Zugabe. Überraschung: „Wir haben jetzt nichts vorbereitet“, witzelten die Akteure, und sangen als Abschied ein Gute-Nacht-Lied zum Wochenende. Einzige Vorgabe des Publikums: Der Wunsch nach Sonne…

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